Vom 27.09. – 04.10.2023 war ich im Rahmen eines Erasmus geförderten Job Shadow-Programm in Nordportugal, in Viana do Castelo. Dort besuchte ich den Surf Clube de Viana (SCV). Der SCV ist unter anderem ein High Performance Surfing Center, das heißt dort geht hauptsächlich um die Förderung von Nachwuchs-Talenten aber auch des europäischen High-Performance Surf Sports. Der SCV ist aber noch viel mehr. Dort wird auch der Breitensport, der Schulsport, SeniorInnensport und der adaptive Surfsport gefördert. Der Club hat sich zu einem inklusiven Wassersport Community Center entwickelt, in dem alle Menschen gleichermaßen gefördert werden und willkommen sind.
Zu Beginn fand dort das Blue Surf Festival statt. Das Blue Surf Festival (BSF) ist ein Erasmus-Projekt und wird von einem Netzwerk (inclusea) aus sechs Verbänden, Vereinen und gemeinnützigen Organisationen aus verschiedenen europäischen Ländern organisiert. Die Beteiligten des Projekts plus deren BSF-Orte sind:
Das Ziel dieser BSF ist es eine Methodik, die das Wellenreiten mit Menschen mit Behinderung vermittelt, zu verbreiten. Diese Methodik kann auf der Webseite von www.inclusea.eu von allen gelesen werden. Die BSF fördern das gemeinsame Austragen von Wassersport von Menschen mit und ohne Behinderung, was das Wohlbefinden der Teilnehmenden verbessern soll.
Im Rahmen dieses BSF gab es verschiedene Vorträge und sportliche Aktivitäten. Unter den Vorträgen waren meine persönlichen Highlights die neuseeländische Organisation „Surfing For Life“ , die vor allem mit jungen Menschen mit kriminellen Vergangenheiten das Wellenreiten therapeutisch einsetzt. Der Vortrag von der 18-jährigen blinden Para-Surferin Martha Paco, die momentan ihre Goldmedaille bei den Para-Surfweltmeisterschaften in Kalifornien verteidigt. Die Erzählungen von José Mendiola, der nach einem traumatischen Surfunfall schwere Gehirnverletzungen erlitten hat und nun eine dramatische Form von epileptischen Anfällen hat. Er hat über den langen Genesungsprozess berichtet und welche Rolle sein Therapiehund „Wolfy“ dabei spielte, berichtet. Mittlerweile nimmt er sogar gemeinsam mit seinem Hund an SUP-Wettbewerben teil. Ein weiteres Highlight war die Präsentation des Vereins „Open Ocean“, darüber erzähle ich aber später mehr.
Da das Zusammenkommen all dieser Menschen und das Ziel des inklusiven Wellenreitens natürlich gefeiert werden muss, gab es am Freitagabend eine Reihe von Live-Konzerten zu denen getanzt wurde. Während des BSF habe ich unter anderem das Projekt „Blue Gym“ als Helferin unterstützt. Blue Gym ist ein durch die Stadtverwaltung von Viana do Castelo gegründetes Projekt. Hier sammeln SeniorInnen durch das Body Boarden Erfahrungen mit dem Meer. Jedoch geht es um viel mehr als das Surfen, es geht um das Knüpfen von Freundschaften und die gemeinsamen Erfahrungen in der Natur, auch darum die Berührungsängste mit dem Meer zu verlieren. Zuerst tanzten wir uns zu Salsa-Musik warm, sprangen dann hochmotiviert in das Meer und zum Abschluss führten wir gemeinsam eine Kleine-Meditation am Strand durch. Ich hatte mit der Gruppe eine Menge Spaß und bodysurfte auch selber einige Wellen.
Ein durchgehendes Highlight war die Anwesenheit des Vereins „Open Ocean e.V.“ vor Ort. Der deutsche Verein organisiert inklusive Wochen-Surftrips für Menschen mit und ohne Behinderung. Die Teilnehmenden werden in dem Gebäude des SCV untergebracht und zusätzlich durch die Coaches und die Hilfsmittel des SCV unterstützt.
Ich durfte als Betreuerin/Surflehrerin die Wassereinheiten unterstützen. Dadurch sammelte ich die ersten praktischen Erfahrungen im Unterrichten von Adaptive Surfing. Es war spürbar, wie die Teilnehmenden nach den Surfeinheiten deutlich entspannter und zufriedener wirkten. Auch ich spürte, wie die gemeinsamen Anstrengungen allen Teilnehmenden die bestmögliche Zeit im Wasser zu bescheren, mir selbst eine Menge positiver Energie und Dankbarkeit zurück gab. Einer der Teilnehmenden meinte, dass dies das inklusivste Event sei, dass er je besucht habe. Im Endeffekt gefiel es mir vor Ort so gut, dass ich meinen Aufenthalt um ein weitere Tage verlängerte. Und ich bin mir sicher, dass dies erst der Anfang meiner Erfahrungen mit dem Adaptive Surfing gewesen sind.
Durch meinen Aufenthalt habe ich vor allem gelernt, wie groß der Effekt des Wellenreitens für die Inklusion von Menschen mit Behinderung und der therapeutische Effekt des Wellenreitens sein kann. Ziel soll es sein, dass das Wellenreiten für Menschen mit Behinderung überall zugänglich gemacht wird. Nur so können wir Inklusion im Natursport Wellenreiten erreichen.